Sommerakademie 2017: Herausforderung „Informationelle Nichtbestimmung“
Montag, 18.September 2017 | ATLANTIC Hotel Kiel
» Programm
Eine zentrale Frage in unserer Gesellschaft lautet: „Wer bestimmt?“ – Datenschutz fordert, dass die Menschen keiner unkontrollierten Fremdbestimmung ausgesetzt werden. Daher ist das Recht auf informationelle Selbstbestimmung seit mehreren Jahrzehnten das Fundament des Datenschutzes in Deutschland. Nur: Was ist, wenn Menschen sich für eine „Nichtbestimmung“ entscheiden – weil sie Datenschutz nicht interessiert oder sie sich ohnmächtig fühlen angesichts einer Übermacht der Datenverarbeiter, die über die Regeln entscheiden? Und was passiert in der Welt des „Internet of Things“, wenn alle Geräte miteinander vernetzt sein können und sich austauschen, ohne Entscheidungen ihrer Nutzerinnen und Nutzer abzuwarten? Wenn Smart Homes und Smart Cars und ganze Smart Cities automatisch funktionieren und Verbesserungen im Komfort oder in der Sicherheit versprechen? Können Menschen dann noch eingreifen, oder sind sie zur Nichtbestimmung verdammt?
Eine Lösung für diejenigen, die nicht bestimmen wollen oder nicht bestimmen können, ist „Privacy by Default“. Artikel 25 der Europäischen Grundverordnung fordert „Datenschutz durch datenschutzfreundliche Voreinstellungen“: Systeme sollen so gestaltet sein, dass sie in ihrer Standard-Konfiguration Datenschutz gewährleisten. Datenschutz-Garantien mit null Aufwand!
Die Theorie von „Privacy by Default“ klingt gut, die praktische Umsetzung ist aber schwierig. Wie funktioniert „Privacy by Default“ tatsächlich im Sinne der betroffenen Personen? Ist es die Lösung in einer Gesellschaft, in der große Teile auf „informationelle Nichtbestimmung“ umschwenken? Dürfen diejenigen, die sich durch die Standard-Konfiguration eingeschränkt fühlen, grenzenlos selbst bestimmen? Gehört es zur Schutzpflicht des Staates, Entscheidungen zu verhindern, die zum Verzicht auf Datenschutz führen?
Die Sommerakademie 2017 stellt die Herausforderung „Informationelle Nichtbestimmung“ in den Mittelpunkt. Wieder geht es um „Datenschutz neu denken“ für unsere Zukunft. Expertinnen und Experten aus verschiedenen Disziplinen werden mit uns diskutieren, wie wir mit (Nicht-)Bestimmung umgehen können und wie „Privacy by Default“ zu einem besseren Datenschutz führt.
Vormittagsvorträge:
Herausforderung Marit Hansen | |
Informationelle Selbstbestimmung im 21. Jahrhundert Peter Schaar | |
Die europäischen Lösungsinstrumente für Datenschutz effektiv nutzen | |
Podiumsdiskussion Wer sollen die Bestimmer sein? Moderation: Barbara Körffer, Stv. Landesbeauftragte für Datenschutz Schleswig-Holstein Teilnehmende: |
Beiträge der Infobörsen:
- Startschuss DSGVO: Die wichtigsten Neuerungen für Unternehmen auf einen Blick
Dr. Sven Polenz/Torben Dierks, ULD - Datenschutz „by Default“ zwischen Paternalismus und Pragmatismus
Ninja Marnau, Center for IT-Security, Privacy and Accountability, Universität des Saarlandes - PCs, Tablets und Smartphones – Umgang mit Schwachstellen und Risiken im praktischen Einsatz
Heiko Behrendt, ULD - Datenschutz-Folgenabschätzung – von der Theorie zur Praxis
Felix Bieker/Martin Rost, ULD - Big Data und Datenschutz
Benjamin Bremert, ULD - Der gläserne Kurgast: Was darf die Gemeinde erfragen?
Lukas Gundermann/Kord Ellermann, ULD - Analyse des Nutzerverhaltens nach der zukünftigen ePrivacy-Verordnung
Wolfram Felber, ULD / Dr. Moritz Karg, Der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit - Videoüberwachung nach der DSGVO: Was nichtöffentliche Stellen beachten müssen
Daniel Keller/Lena Thies, ULD - Aktiv voran: Neue Möglichkeiten der Zertifizierung für Unternehmen und Verwaltung durch die DSGVO
Henry Krasemann, ULD /
Aktiv voran: Neue Möglichkeiten der Zertifizierung für Unternehmen und Verwaltung durch die DSGVO
Sebastian Meissner, EuroPriSe GmbH - Datenschutz-Werkzeuge „by Design“ und „by Default“
Dr. Thomas Probst/Benjamin Raschke, ULD - Neues aus der Datenschutzforschung – Datenpannen, Transparenz, Dopingkontrolle
Harald Zwingelberg/Torben Herber/Susan Gonscherowski, ULD - Selbstschutz-Konzepte im Wandel: Internetnutzung zwischen Krypto-Trojaner und Tracking-Krieg
Christian Krause, ULD